Warum finden wir Versicherungen „ungeil“?
- Christoph Burde
- 29. März
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 31. März

Versicherungen gelten nicht gerade als die spannendsten Produkte – und das ist auch kein Geheimnis. Doch warum ist das eigentlich so? Während es 2020 laut Statistischem Bundesamt rund 150.000 Menschen in Deutschland gab, die im Bereich Versicherungen tätig waren, stellt sich die Frage, was mit den restlichen 82 Millionen Menschen ist. Warum interessieren sich nicht alle für Versicherungen?
Warum Konsumgüter cool sind, aber Versicherungen nicht?
Stell dir vor, du möchtest ein neues Handy kaufen. Was tust du? Du googlest, schaust dir Bilder an, vergleichst Modelle und wartest vielleicht sogar auf Rabattaktionen. Konsumgüter sind einfach aufregend. Du zahlst Geld und bekommst ein physisches Produkt, das dein Leben bereichert. Fast jeder hat heutzutage ein Handy in der Tasche – aber wie viele Menschen hast du schon mit einem Versicherungsschein herumlaufen sehen?

Versicherungen sind im Grunde genommen Dienstleistungen, die – anders als Konsumgüter – keine sofort greifbaren, materiellen Dinge liefern. Du zahlst für den Vertrag, aber du erhältst keinen physischen Gegenstand. Stattdessen bekommst du Schutz für den Fall, dass etwas Schlimmes passiert. Versicherungen sind erklärungsbedürftige Produkte, die häufig nicht mit einem greifbaren Erlebnis verbunden sind, wie es bei Konsumgütern der Fall ist. Bei Versicherungen gibt es oft kein „Wow“-Erlebnis, das du sofort erleben kannst – es sei denn, du trittst tatsächlich in den „Schadenfall“.
Versicherungen als „unsexy“ Dienstleistung
Wenn wir das Konzept der Versicherung mit einem Freizeitparkbesuch vergleichen, könnte man sagen: Du zahlst eine Art Eintritt (deinen Beitrag) und darfst dann in den „Schadenfall“ eintreten, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Diese „Voraussetzungen“ entsprechen einem tatsächlichen Schaden, der durch deine Versicherung gedeckt wird.
Der Unterschied liegt darin, dass wir beim Kauf von Versicherungen den Nutzen oft nicht direkt erkennen können oder ihn falsch einschätzen. Viele Menschen unterschätzen Risiken mit geringer Eintrittswahrscheinlichkeit und hohem Schadenpotenzial – ein gutes Beispiel hierfür ist der Personenschaden in der Haftpflichtversicherung.
Beispiel: Ein Radfahrer kollidiert mit einem anderen und verursacht schwere Verletzungen. Der Schaden, der dabei entstehen kann, liegt schnell im Millionenbereich. Solche Ereignisse kommen zwar selten vor, doch wenn sie eintreten, ist es gut, versichert zu sein. Ansonsten könnte eine Privatinsolvenz drohen. Doch dieser Schaden ist schwer vorhersehbar und nicht greifbar, weshalb viele das Risiko gerne ignorieren.
Warum wir manchmal die falsche Versicherung wählen

Ein weiteres gutes Beispiel ist die Handyversicherung. Wenn du ein neues iPhone hast und es herunterfällt, könnte der Display kaputtgehen und du müsstest dafür 300 EUR zahlen. Die Handyversicherung erscheint auf den ersten Blick als sinnvoll – schließlich sind 8 EUR im Monat weniger als die Kosten für eine Reparatur. Doch aus meiner Sicht ist das nicht immer die beste Wahl. Gerade weil du als Versicherungsnehmer oft auch direkt dafür verantwortlich bist, wie hoch dein Risiko ist.
Beispiel: Der Dachdecker, der sich in seiner Freizeit mit Downhill-Biken beschäftigt, hat ein höheres Unfallrisiko als jemand, der eher ruhig in seiner Freizeit liest. Ebenso wird ein teurer BMW eher gestohlen als ein älterer VW Golf – und auch deine Fahrweise beeinflusst das Risiko.
Die Doppel-Funktion der Versicherung
Versicherungen sind nicht nur ein Produkt, das du kaufst, sondern du bist auch selbst dafür verantwortlich, wie hoch das Risiko ist, das du versicherst. Du hast also eine Doppel-Funktion: Du bist sowohl der Nachfrager als auch der Kostenverursacher.

Ein gutes Beispiel für diese Doppel-Funktion ist die Krankenversicherung. Menschen, die rauchen und regelmäßig Alkohol konsumieren, haben statistisch gesehen ein höheres Risiko, eine schwere Krankheit zu entwickeln, als Nichtraucher oder Menschen, die wenig Alkohol trinken. Bei der Autoversicherung gilt ähnliches: Deine Fahrweise und das Fahrzeug, das du fährst, bestimmen dein Risiko. Deshalb gibt es mittlerweile Telematik-Tarife, bei denen du für gutes Fahrverhalten sogar einen Teil deines Beitrags zurückbekommen kannst.
Die zwei Perspektiven auf Versicherungen
Die Sichtweise auf Versicherungen hängt stark von der Perspektive ab. Du kannst sie aus der „Schutzperspektive“ oder der „Beitragsperspektive“ betrachten:
Schutzperspektive: Du siehst den Beitrag als notwendiges Übel, um für den Fall der Fälle abgesichert zu sein. Du bist froh, zu wissen, dass du im Schadensfall versichert bist, auch wenn du den Nutzen nicht direkt siehst.
Beitragsperspektive: Du siehst die Zahlungen als unangemessen, besonders wenn du seit Jahren Beiträge zahlst, aber nie einen Schaden hattest. Diese Perspektive wird oft von denen eingenommen, die den Nutzen der Versicherung erst dann erkennen, wenn ein Schaden tatsächlich eingetreten ist.
Fazit: Warum Versicherungen oft „ungeil“ sind
Versicherungen sind für viele von uns „ungeil“, weil sie nicht greifbar sind und wir ihren Nutzen erst im Schadensfall erkennen. In vielen Fällen kommt es sogar vor, dass gar kein Schaden eintritt, was natürlich das Beste wäre. Doch die wahre Bedeutung von Versicherungen zeigt sich erst, wenn der „Worst Case“ eintritt und wir durch sie vor den Folgen eines Unglücks geschützt sind.
In jedem Fall lohnt es sich, regelmäßig über den eigenen Versicherungsschutz nachzudenken – nicht nur als notwendiges Übel, sondern als Absicherung für den Fall der Fälle. Am Ende des Tages kann uns die richtige Versicherung dabei helfen, ein Stück mehr Sicherheit und Frieden im Leben zu haben.
Bleib gesund und überdenke auch in Zukunft deine Versicherungen!
Du möchtst wissen, welche Versicherungen für dich wichtig sind? Finde es in einer Beratung mit uns heraus oder mach den Check auf unserer Seite.

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